Neu zu entdecken: ein engagierter Zeitzeuge:
Mehr als 1984
Die
Schreckensutopie «1984» und die Fabel «Farm der Tiere»
sind die bekanntesten Werke des Englischen Schriftstellers George Orwell.
Beides sind tief pessimistische Bücher, Abrechnungen eines enttäuschten
Sozialisten mit dem Stalinismus. Doch wer kennt «Der Weg nach Wigan
Pier», den erschütternden Report über die Bergarbeiter
Nordenglands? Wer die Reportagen über das Leben der Tramps auf den
Strassen und die miesen Jobs der Tellerwäscher («Erledigt in
Paris und London»)? «Mein Katalonien», Orwells Bericht
über den Spanischen Bürgerkrieg – er kämpfte selbst in einer
Miliz für die von den Faschisten bedrohte Republik – ist ein Muss
für jeden politisch interessierten Mensch. Das Werk eines Zeitzeugen,
der nie abseits stand, wird jetzt aus Anlass des 50. Todestages vom Diogenes
Verlag wieder aufgelegt. Ein grosser Schriftsteller ist neu zu entdecken.
George Orwell, Werkausgabe in elf Bänden im Diogenes
Verlag Zürich
Das neue Buch von Franz Hohler
Vielerlei Begegnungen
Ich
liebe Kurzgeschichten, und Franz Hohler ist einer der Meister dieser Form.
Sein neues Buch bietet kleine Betrachtungen, satirische Zuspitzungen, Naturschilderungen
wie die Entdeckungsreise zur Mündung des kleines Flusses Glatt. Die
Hundertjährige verblüfft den gratulierenden Stadtpräsidenten
mit freizügigen Bekenntnissen und vor dem SBB-Schalter treffen Welten
aufeinander. Ob die Szenen in Berlin spielen oder im Maggiatal – Hohler
öffnet unsere Augen für die kleinen Sensationen und auch das
Schreckliche des Lebens. Einige der Texte kreisen um den Krieg in Ex-Jugoslawien,
um Kinder, die Panzer statt Blumen auf die Pausentäschchen malen und
einen verlumpten späten Gast einer Obdachlosenunterkunft namens Frieden.
Vorname «Der»…
Franz Hohler, Zur Mündung. 37 Geschichten von Leben
und Tod, Luchterhand Literaturverlag, 128 Seiten, sFr. 29.80
|