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Mo und Moni
V|O|N|
F|E|L|I|X|
E|P|P|E|R
Das Dienstmädchen spricht österreichisch,
hat eine dunkle Hautfarbe, hat eine helle Hautfarbe, heisst Haushälterin,
heisst Moni, heisst Mo; wenn Papa es heiratet, wird es billiger,
aber noch ist es das Dienstmädchen. Manchmal darf man Papa
nicht stören, Sonntags, abends. Wenn Mo aber duscht, schau
ich durch den Spalt der Badezimmertür. Immer wenn ich denk’:
Jetzt heiratet der Papa, dann darf ich nicht mehr schauen, steht
ein neues vor der Tür. Nicht mehr Mo, sondern eben Moni aus
Österreich zum Beispiel. Moni ist sonst nur während der
Fasnachtszeit in der Ostschweiz gewesen, jetzt bezahlt sie Papa.
Ich vermisse Mo. Beizenfasnacht mit österreichischen Serviertöchtern,
Trinkgelder im engen BH, ich war dort mit Papa, und hatte Mos Seidenwäsche
an, die mich unten so schön reibt. Ich bin im Alter, wo ich
mir einen Reim machen kann. Wenn Moni wieder mal ausschenkt, ab
und zu, hat Papa nur Augen für sie. Geldnoten – Nötli
– stecken an ihr. Wenn Papa zu ihr schaut, dann reib ich mich, denk
an Mo und mach die Augen zu... Niemand merkt etwas, bis Papa Moni
heiratet, ihr keine Fasnacht mehr erlaubt und sie mir die Klotür
verschliesst. Macht nichts. Mo hat mir immer fünf Küsse
auf die Wangen gedrückt; Moni räumt jetzt mein Zimmer
auf, findet schwarze Seiden-BH’s, weisse Seidenhöschen, findet
meine Hefte.
«Heroin spaziert», sagt Moni,
wenn Besuch kommt, «da, jetzt schaut’s doch den Bub an...»,
sagt sie und zieht dem Bub die Hosen vom Leib...
Die Männer mögen’s, wenn ich ihnen
was Östereichisches in Ohr flüstere, sie mögen meine
Seidenhöschen. Erst wenn sie dann schnarchen, leer und satt,
erzähl ich ihnen von Mo. Ich bin im Alter, wo ich mir einen
Reim machen kann, und ich verlang’ zweihundert die Nacht. Das nächste
Mal holt sie mich mit der Polizei, hat Moni gesagt und Papa, Papa
hat genickt.
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