Elektrische Ponys
                  
                  Eine neue Zeit hebt an zum Flug
                    Zum Flug elektrischer Ponys
                    Ihre wehenden Mähnen nehmen
                    Formen an Formen Muster Zeichen
                    Sie singen sie erzählen
                    Uns von unserem Ende
                  a) Diagnose
                  Eine Landung hat stattgefunden
                    An den versandeten Gestaden
                    Irgendeines Katastrophengebiets
                    In den Eingeweiden den quellenden
                    Purgatorien eingenistete Paradiese
                    Sie klopfen nicht sie pochen sind ganz Herz
                    Die letzten Dinge angesprochen
                    Von schweigsamen Tumoren
                    Verführen zu leichtsinnigen Manövern
                  b) Operation
                  Die Körper sind beweglicher als Rubiks Cube
                    Erträglicher inzwischen auch das elektrische Kaminfeuer
                    Die Technologien der Anpassung aufs Neue verfeinert
                    Üppige Speicherplätze für unsere Breitärsche
                    Blühende Bahnhöfe bekommen Besuch
                    Von auswärts Erinnerungsopiat fein dosiert
                    Schädelballone im Sinkflug endlich
                    Eingesunken in der Liebsten Schöße
                  c) Exitus/Überfahrt
                  Fähren driften langsam führerlos vorbei
                    Wir schlafen auf Schleppkähnen der Hoffnung
                    Unter den Lichtmasten der Erkenntnis
                    In indianischem Schmerz und mit
                    Der Verwegenheit ausgehungerter Tiere
                  d) Aufbahrung
                  Filme gehen zuende ohne Abspann
                    Die Fernbedienung ist auch nicht mehr auffindbar
                    Keine großen Brüder sehen uns beim Schlafen zu
                    Nicht einmal mehr die alten blinden Spiegel
                  
                  
                    Geschmack von Engeln
                  
                  Den Geschmack von Engeln im Mund
                    Eiklar grüner Pfeffer Filet der Lämmer
                    Wie der Aprilhimmel sein könnte?
                    Schneehell versteckt zwischen der
                    Phalanx ihrer Gefieder
                    Offenbarung ihres eingeborenen Nichts
                    In Gegenwartslaute getaucht wie wir
                    Unter Oberflächen aus Schimmer und
                    Gelee unsere Leben
                    Postkarten wahllos
                    verschickt von der Zukunft
                  
                  
                  
                    Psychen beflügelt
                  
                  Die fallenden Mücken sind eine Nachahmung des Winters
                    Die gleiche Qualität rieselnder Körper
                    Über Glühlampen verschneit
                    Ihr Halo zieht sie an
                    Sie trudeln entflügelt plötzlich leicht glücklich
                    Fort von diesem Gleißen diesem Licht das aus ihnen Schnee
                    Macht Flocken von schönen Seelen wie sie da zu Boden 
                    taumeln
                   
                  *Stephan Kareth, 1965, wohnt in Fürth, 
                    Germany.
                    Informatikstudium (abgebrochen), seitdem Erwerbsverhältnis 
                    im Pharmagroßhandel. Viele Veröffentlichungen 
                    in Literaturzeitschriften. Zuletzt: 2006 in der Edition 
                    Zeitkritik der Büchergilde Gutenberg (Büchergilde 
                    Essaypreis 2006) Reise in den Mittelpunkt des Nichts. 
                     
                    [Kontakt: Kareth at gmx.de]