Seite 10||||
Zurück zu Seite 1 des Hinkenden Boten

 

Elektrische Ponys

.D|r|e|i|| G|e|d|i|c|h|t|e|| v|o|n|| S|T|E|P|H|A|N|| K|A|R|E|T|H

Elektrische Ponys

Eine neue Zeit hebt an zum Flug
Zum Flug elektrischer Ponys
Ihre wehenden Mähnen nehmen
Formen an Formen Muster Zeichen
Sie singen sie erzählen
Uns von unserem Ende

a) Diagnose

Eine Landung hat stattgefunden
An den versandeten Gestaden
Irgendeines Katastrophengebiets
In den Eingeweiden den quellenden
Purgatorien eingenistete Paradiese
Sie klopfen nicht sie pochen sind ganz Herz
Die letzten Dinge angesprochen
Von schweigsamen Tumoren
Verführen zu leichtsinnigen Manövern

b) Operation

Die Körper sind beweglicher als Rubiks Cube
Erträglicher inzwischen auch das elektrische Kaminfeuer
Die Technologien der Anpassung aufs Neue verfeinert
Üppige Speicherplätze für unsere Breitärsche
Blühende Bahnhöfe bekommen Besuch
Von auswärts Erinnerungsopiat fein dosiert
Schädelballone im Sinkflug endlich
Eingesunken in der Liebsten Schöße

c) Exitus/Überfahrt

Fähren driften langsam führerlos vorbei
Wir schlafen auf Schleppkähnen der Hoffnung
Unter den Lichtmasten der Erkenntnis
In indianischem Schmerz und mit
Der Verwegenheit ausgehungerter Tiere

d) Aufbahrung

Filme gehen zuende ohne Abspann
Die Fernbedienung ist auch nicht mehr auffindbar
Keine großen Brüder sehen uns beim Schlafen zu
Nicht einmal mehr die alten blinden Spiegel


Geschmack von Engeln

Den Geschmack von Engeln im Mund
Eiklar grüner Pfeffer Filet der Lämmer
Wie der Aprilhimmel sein könnte?
Schneehell versteckt zwischen der
Phalanx ihrer Gefieder
Offenbarung ihres eingeborenen Nichts
In Gegenwartslaute getaucht wie wir
Unter Oberflächen aus Schimmer und
Gelee unsere Leben
Postkarten wahllos
verschickt von der Zukunft


Psychen beflügelt

Die fallenden Mücken sind eine Nachahmung des Winters
Die gleiche Qualität rieselnder Körper
Über Glühlampen verschneit
Ihr Halo zieht sie an
Sie trudeln entflügelt plötzlich leicht glücklich
Fort von diesem Gleißen diesem Licht das aus ihnen Schnee
Macht Flocken von schönen Seelen wie sie da zu Boden taumeln

 

*Stephan Kareth, 1965, wohnt in Fürth, Germany.
Informatikstudium (abgebrochen), seitdem Erwerbsverhältnis im Pharmagroßhandel.
Viele Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften. Zuletzt: 2006 in der ”Edition Zeitkritik” der Büchergilde Gutenberg (Büchergilde Essaypreis 2006) ”Reise in den Mittelpunkt des Nichts”.
[Kontakt: Kareth at gmx.de]

 


N|A|V|I|G|A|T|I|O|N : [1] [2] [3] [4] [5] [6][UP][IMP][LITERATUR IM NETZ]